Im Zentrum der Dissertation von Julian Lategahn steht die Lokalisierung von Personen in Gebäuden. Er untersucht dabei Algorithmen zur Integration von Karteninformationen in die Positionsbestimmung, um deren Genauigkeit zu verbessern. Zum Hintergrund: Innerhalb von Gebäuden können die sonst üblicherweise verwendeten Satellitennavigationssysteme aufgrund von Signalabschwächungen nicht eingesetzt werden. Es werden daher häufig andere Funktechniken zur Lokalisierung verwendet. Die Informationen, die von diesen Technologien geliefert werden, sind in der Regel mit stochastischen Messfehlern behaftet und werden üblicherweise in bayesschen Zustandsschätzern mit Informationen anderer, häufig komplementärer, Sensoren fusioniert. Zu nennen sind insbesondere Inertialsensoren, die relative Informationen zur Bewegung eines Objektes oder einer Person liefern. Die Integration von Karteninformationen in Zustandsschätzer zur Verbesserung der Positionsbestimmung wurde bisher wenig untersucht.
Herr Lategahn entwickelt in seiner Dissertation ein neuartiges Lokalisierungssystem für Innenräume. Die entwickelten Algorithmen beziehen systematisch Karteninformationen in die Positionsschätzung ein und sind trotzdem auf handelsüblichen Smartphones in Echtzeit ablauffähig. Technologisch baut Lategahn auf der Funktechnologie „Bluetooth Low Energy“ auf, die in aktuellen Smartphones verfügbar ist. Die entwickelten Algorithmen sind jedoch nicht auf diese Technologie beschränkt.
Es wurden sowohl kartesische als auch topologische Gebäudekarten herangezogen und in probabilistische Zustandsschätzer integriert. Herr Lategahn konnte mittels umfangreicher experimenteller Untersuchungen in zwei Gebäuden der Fachhochschule Dortmund zeigen, dass das von ihm entwickelte Lokalisierungssystem zur türgenauen Navigation von Personen innerhalb von Gebäuden geeignet ist und mit einer verhältnismäßig geringen Anzahl von installierten Beacons auskommt.
Im Juli 2018 verteidigte Julian Lategahn seine Dissertation erfolgreich. Die Promotionsprüfung wurde in Kooperation mit Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke von der FernUniversität in Hagen durchgeführt. Die Dissertation ist über den Dokumentenserver der FernUniversität in Hagen online verfügbar (DOI: 10.18445/20180824-220948-0).
Julian Lategahn studierte Informatik an der Fachhochschule Dortmund, zuerst mit Abschluss Diplom, um danach ein Masterstudium anzuschließen. Parallel arbeitete er zuerst als wissenschaftliche Hilfskraft und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Teilzeit in verschiedenen Forschungsprojekten. Nach Abschluss seines Masterstudiums arbeitete er parallel zur Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter in mehreren durch Drittmittel geförderten Forschungsprojekten der Arbeitsgruppe Intelligent Mobile Systems Lab (IMSL) bei Prof. Dr.-Ing. Christof Röhrig.
Gutachter
- Prof. Dr.-Ing. Christof Röhrig (IDiAL, Fachhochschule Dortmund)
- Prof. Dr.-Ing. Michael Gerke (Fakultät für Mathematik und Informatik, FernUniversität Hagen)